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Hiking in den Wiener Alpen

Es ist irendwie komisch in Mr. Kurt. Die Crew fehlt. Ich verbringe ein Wochenende zum Wandern und Klettern in den Wiener Alpen, während der Rest der Bande auf Heimatbesuch in Deutschland ist. Nachdem ich zuerst eine Nacht auf einem Stellplatz in Reichenau verbracht habe, befinde ich mich nun direkt an der Talstation der Rax-Seilbahn auf dem Park’n’Camp-Stellplatz (mein Bericht zum Stellplatz hier).

Wiener Wasserleitungsweg

Zum Warmwerden bin ich am Freitagnachmittag den „1. Wiener Wasserleitungsweg“ gegangen. Dieser führt von Hirschwang durch das Höllental bis nach Kaiserbrunn. Hier kann man wunderbar in atemberaubender Kulisse entlang der Schwarza laufen. Wir haben den Einstieg zu diesem Weg schon nach unserer Übernachtung in Schwarzau gesucht, aber leider nicht gefunden. Im hinteren Höllental gibt es kein Netz. Mittlerweile, mit Wanderkarte und Offline-Daten bei Komoot, bin ich besser vorbereitet. Hier am Platz gibt es LTE und wir hatten hier damals sogar kurz Pause gemacht um unsere Toilette zu entleeren.

Der Wanderweg hat seinen Namen von der ersten Wiener Hochquellenleitung, die er ein Stück begleitet. Diese versorgt die Stadt Wien über eine Länge von 95km mit Trinkwasser aus den Bergen. Mittlerweile gibt es eine zweite Leitung und ein Teil wird aus Wiener Grundseen versorgt. Diese Wasserleitung gibt es bereits seit 1873. Ein Wahnsinnsprojekt, das zur Kaiserzeit mit einer großen Weitsicht in die Zukunft geplant wurde. Das Trinkwasser in Wien ist eines der besten der Welt und die Wiener feiern sich dafür regelmäßig.

Der Weg selbst ist als alpiner Steig markiert. Das hört sich schlimmer an als es ist, aber es ist definitiv keine Strecke für Flipflop-Träger. Es geht immer wieder von der Höhe der Straße auf das Niveau des Flusses, teilweise mit Metallstufen, manchmal seilversichert und auf diese Weise kommen einige Höhenmeter zusammen. Es gibt wunderbare Abschnitte, die man direkt am Fluss im Kiesbett laufen kann und viele Locals verbringen hier ausgestattet mit Liegestühlen und Kühlbox scheinbar den ganzen Tag. An einigen Stellen können Mutige von den Klippen in den Fluss springen und wie überall in Österreich kommen auch die Freunde der nahtlosen Bräune hier nicht zu kurz. Hierzu sollte man allerdings die richtige Stelle suchen, da das Tal recht tief und die wirklich sonnigen Abschnitte dementsprechend rar sind. Auch ich hatte mir eine kleine Schwimmeinlage nach dem schweißtreibenden Auf- und Ab in tropischer Hitze vorgenommen. Den Plan habe ich allerdings sofort verworfen, nachdem ich ein Stück bis zu den Knien durch den Fluss gewatet bin. Das ist wirklich a***kalt, außerdem verdeckten ein paar dicke Wolken dauerhaft die Sonne.

Der Weg ist eine absolute Empfehlung! Er kann gut mit Kindern gegangen werden, wenn man sich Zeit nimmt und auf ordentliches Schuhwerk (Wanderschuhe!) achtet. Es gibt jede Menge geniale Pausenplätze direkt am Wasser und die Natur ist wirklich atemberaubend. Es bietet sich an, außer dem obligatorischen Handtuch auch Schwimmschuhe einzupacken. Hunde muss man eventuell mehrmals ein Stück tragen, da es einige Metallstufen und -stege gibt, auf denen sie nicht laufen können. Von Hirschwang bis Kaiserbrunn und zurück habe ich etwas 2 Stunden benötigt, allerdings ein paar Fotopausen eingelegt.

Der Platz füllte sich dann zum Abend hin mächtig. Viele Wanderer und Kletterer, die aus den angrenzenden Ländern kommen und einfach im Auto schliefen. Cool.

Auf die Rax

Die eigentliche Tour sollte dann am Samstag folgen. Ich hatte ausführlich die Karte und einige Tourenbeschreibungen studiert und mir eine Tour herausgesucht, die alle Klettersteige des großen Höllentals verbindet. Ich hatte mit einer reinen Gehzeit von 6-7 Stunden kalkuliert und wollte dementsprechend früh los. Das Frühstück und die Verpflegung für unterwegs hatte ich bereits am Vorabend vorbereitet und so musste ich nur noch Kaffee kochen, als um kurz nach sechs der Wecker im Alkoven läutete. Ich hatte am Abend schon alles abfahrbereit gemacht und fuhr ein paar Kilometer weiter ins Tal zum Naturfreundehaus Weichtalhaus. Hier darf man zwar offiziell nicht campen, aber der Parkplatz war gut gefüllt mit Vans aller Art. Am Naturfreundehaus befindet sich ein Ausbildungszentrum des ÖAV und es ist Ausgangspunkt für viele Anstiege, Klettersteige und -routen.

Gaislochsteig

Der Anstieg zum ersten Steig führte mich ca. 700HM brutal nach oben. Zum Glück komplett im Schatten, zunächst über einen gut geschotterten Weg, später durch Geröll. Der Steig selbst führt dann atemberaubend schön durch einen Wasserfall und eine halboffene Höhle. Das ist zwar erfrischend, macht die Angelegenheit am Einstieg aber ziemlich rutschig. Absteigen wollte ich hier nicht, daher hatte ich die Route bewusst in diese Richtung gewählt. Nach dem Steig kann man weiter aufsteigen zur Wolfgang-Dirnbacher-Hütte. Ich entschied mich nach den ca. 150HM und 30min. ambitionierter Kraxelei, nach links auf den Gustav-Jahn-Steig abzubiegen. Eine Topo und Tourenbeschreibung zum Gaislochsteig gibt es übrigens hier.

Parkplatz am Weichtalhaus, Eindrücke vom Gaisloch-Steig

Gustav-Jahn-Steig

Der zweite Klettersteig war ein echter Leckerbissen. Er führt quer in leichtem Auf- und Ab in einer langen Querung an der gesamten Wand entlang, bis er auf den Alpenvereinssteig trifft. Es gibt überall Hinweise, dass dieser Steig nur für Geübte mit entsprechender Ausrüstung geeignet ist – keine Ahnung, wie man sonst dort hinkommen könnte…Es gibt hier eine Menge sehr ausgesetzter Stellen und es bietet sich ein unglaubliches Panorama. Der Steig ist extrem gut versichert und braucht sich vor den bekannten Klettersteigen in Tirol und den Dolomiten nicht zu verstecken. Und im Gegensatz zu diesen war er (wie die anderen beiden auch) überhaupt nicht voll. Bis zum AV-Steig bin ich komplett alleine gegangen, an einem Samstagmorgen in den Sommerferien!

Toll, dass wir solche Möglichkeiten seit unserem Umzug nach Österreich quasi direkt vor der Haustür haben. Die Wiener Alpen hatte ich vollkommen unterschätzt. Infos zum Gustav-Jahn-Steig findet man hier. Ich habe ca. eine Stunde benötigt.

Alpenvereinssteig

Der AV-Steig ist die zweite Route durch das Große Höllental auf die Rax und geht quasi parallel zum Gaislochsteig. Ich bin auf etwa 2/3 seiner Höhe auf ihn getroffen. Er endet in einer Aussichtsplattform mit Blick ins Tal. Den hatte ich zwar schon die ganze Zeit, aber wer will schon gerne nur 2/3 eines Klettersteiges machen? Also ab nach oben! Dieser Teil der Wand stand mittlwereile voll in der Sonne und der ambitionierte Anstieg hat echt Körner gekostet. Der Steig selbst ist einfacher als die beiden ersten, macht aber eine Menge Höhenmeter. In etwa zwei Stunden habe ich es mit einigen Schattenpausen nach oben geschafft und war froh, den Lauf der Sonne richtig eingeschätzt und eine zweite Trinkflasche eingepackt zu haben.

Am Aussichtspunkt wimmelte es von „Turnschuhtouristen“ (nichts dagegen, aber das ist immer wieder ein „Kulturschock“, wenn man selbst es aus eigener Energie und nicht in der Seilbahn auf den Berg geschafft hat). Diese kamen vom Ottohaus (und davor von der Bergstation der Rax-Seilbahn) und der Weg dorthin war entsprechend ausgebaut. Eine herrliche Entspannung für die Beine, einfach nur geradeaus zu laufen. Pünklich um 12 Uhr, nach ziemlich genau 5 Stunden, erreichte ich die Hütte. Ich machte eine kurze Pause, trank ein alkoholfreies Bier und machte mich dann auf den etwas mehr als zwei Stunden dauernden Abstieg – über den AV-Steig, diesmal in seiner gesamten Länge. Talwärts bietet dieser einige imposante Leitern – nicht schwer, aber man sollte schwindelfrei sein. (Beschreibung des AV-Steiges hier). Nach getaner „Arbeit“ ging es dann zurück zum Stellplatz, den ich schon für zwei Nächte bezahlt hatte.

Dort angekommen, genoss ich sämtliche Vorzüge eines Wohnmobils: Kalte Getränke, warme Dusche, Powernapping, warmes Abendessen.

Die Tour ist unbedingt zu empfehlen, wenn man ein wenig Erfarung im alpinen Gelände und auf Klettesteigen hat. Für konditionsstarke Kinder sollte man für einige Stellen ein zusätzliches Sicherungsseil mitnehmen.

Dieses Gebiet sieht mich zum Kraxeln definitiv wieder!

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